Heute Morgen wollten mein Mann und ich etwas Ehezeit verbringen und frühstücken gehen. Auf dem Weg dorthin sehen wir auf einmal ein Auto halb auf dem Bürgersteig stehen und daneben eine verzweifelte junge Frau mit einem kleinen Kind auf dem Rücksitz. Beim näherkommen erkennen wir, dass der rechte Vorderreifen platt ist. Dann geht bei mir das Gedanken Karussell los:
"Wir wollten doch jetzt gemütlich frühstücken. Die letzten Tage waren auch sehr voll und stressig, da haben wir uns das doch verdient. Es gibt ja auch noch andere, die helfen könnten. Auf der anderen Seite wäre ich auch dankbar, wenn mir in so einer Situation jemand helfen würde..."
Da waren wir auch schon bei der Frau angekommen und ich hörte mich fragen:
"Können wir irgendwie helfen?" Da platzte es aus ihr heraus: Dass sie einen Platten hätte und sie nicht wüsste, wie man einen Reifen wechselt und ausserdem vermute sie, dass da jemand am Auto dran gewesen wäre, weil letzte Woche schon ihr Spiegel zerstört worden ist und das sie gerade Probleme mit dem Vater ihres Kindes hatte und sie sich vorstellen könnte, dass er das gewesen war, der Spiegel und jetzt den Reifen mutwillig zerstört hat. Hier war also noch mehr als ein Reifen kaputt. Mein Mann packte sofort an und wechselte, nachdem er erst verzweifelt das Ersatzrad suchte, den Reifen. In der Zeit versuchte ich die Frau etwas zu beruhigen, hörte mir ihre Geschichte an und zwischendurch bespassten wir das kleine Mädchen, das jetzt gerne in den Kindergarten zu ihren Freundinnen wollte. Mein Mann, der selber von sich behauptet, nicht so der Praktiker zu sein, hat den Reifen echt souverän und recht schnell gewechselt (vielleicht weil er vor wenigen Wochen selber einen Platten hatte) und wir kamen dann auch doch noch zu unserem Frühstück. Die Frau bedankte sich tausendmal bei uns und schien etwas erleichtert, obwohl man ihr abspürte, dass sie noch einiges auf dem Herzen hatte, bzgl. der kommenden Zeit und der Sache mit ihrem Ex-partner. Als sie sich mehrmals bei uns bedankte und betonte, wie freundlich das von uns war, sagte ich noch zu ihr : "Vielleicht schicken sie einfach noch ein kleines Dankgebet nach oben. Denn mein Mann ist Pastor und vielleicht hat ihnen ja gerade sein "Chef" diese Hilfe vorbei geschickt."
Erst war ich gar nicht so glücklich über diese Störung an diesem Morgen und fast wäre ich weitergegangen. Doch im nachhinein war ich dankbar, dass wir uns auf die Situation und auch auf die Geschichte der Frau eingelassen hatten. Vielleicht konnten wir ihr ja so ein kleiner Lichtblick sein. In diesem Moment fiel mir die Geschichte aus der Bibel von dem barmherzigen Samariter ein, in der ein Mann zusammengeschlagen am Wegrand lag und mehrere Personen an ihm vorbeigingen und ihm nicht halfen. (Wenn man den geschichtlichen Kontext kennt, gab es auch erklärbare Gründe, warum sie nicht halfen). Der dritte Mann, ein Samariter, also ein Ausländer, half dem Verletzten und brachte ihn in eine Herberge und sorgte dafür, dass er dort versorgt war. Jesus erzählte diese Geschichte, um die Frage zu beantworten, wer unser Nächster ist (Nachzulesen in Lukas 10,25-37)
Unser Nächster ist jeder Mensch, der uns gerade begegnet und der unsere Hilfe braucht. Natürlich kann man nicht immer, jedem helfen. Manchmal gibt es einfach wirklich gute Gründe, gerade nicht zu helfen. Doch lasst uns unsere Augen und Herzen offenhalten und schauen, wann es uns möglich ist, zu helfen. So entpuppt sich vielleicht so manche unangenehme "Störung", als kleines Wunder für diesen Tag, von dem nicht nur der andere, sondern auch man selbst profitiert. Denn gebraucht zu werden, schenkt Sinn und Zufriedenheit!
In diesem Sinne wünsche ich euch "Wundervolle" kleine "Störungen"!
Eure Danny
P.S.: Habt ihr auch schon solche "Störungen" erlebt? Dann erzählt mir doch gerne davon!
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