Ich bin ein Mensch, dem es schwer fällt, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und immer wieder denke ich darüber nach, warum das bei mir so ist und warum es generell Menschen schwerfällt zuzugeben, dass sie Hilfe brauchen. Ich glaube, dass unsere Gesellschaft so ausgerichtet ist, dass sie Menschen von klein auf dazu herausfordert, selbstständig zu sein und möglichst alles alleine zu schaffen. Das fängt schon in der Erziehung unserer Kinder an, wenn sie ganz klein sind. Maria Montessori, eine sehr bekannte Pädagogin prägte den Satz:
"Hilf mir, es selbst zu tun!"
Ich finde den Satz grundsätzlich sehr gut und er war und ist auch einer meiner Leitsätze meines eigenen Erziehungsansatzes. Doch er birgt auch die Gefahr in sich, dass unsere Kinder von klein auf lernen, dass es wichtig ist, möglichst alles alleine zu schaffen und ohne fremde Hilfe auszukommen. Doch manchmal ist es wichtig, schwach und bedürftig sein zu dürfen und Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Mir ist aufgefallen, dass ich damit echt meine Probleme habe und das stelle ich auch bei anderen fest. Man glaubt in solchen Schwächemomenten, dass man wahrscheinlich die Einzige ist, der es gerade so geht und es ein Zeichen von Versagen ist, Hilfe anzunehmen. Als ich in der Erziehung an Punkte kam, bei denen ich nicht weiterwusste, dachte ich: "Hey,du bist gelernte Erzieherin und sagst anderen, wie man Kinder am besten erzieht, dann wirst du selber das ja wohl alleine hinbekommen!" Und so quälte ich mich herum und versuchte es alleine zu schaffen, anstatt einfach mal andere Fachleute zu fragen.
Oder ich denke an die Zeit meiner akuten Erschöpfung. Ich war zu "stolz", eine Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen, weil ich dachte, ich müsse es alleine hinbekommen. Im Nachhinein denke ich, dass es falsch war und auch dumm, diese Hilfen nicht anzunehmen! Keiner kann immer alles alleine und wir sind auch gar nicht dafür gemacht alles alleine zu schaffen. Deshalb hat Gott dem Adam damals Eva an die Seite gestellt, damit sie für ihn eine Ergänzung ist und sie sich gegenseitig in den Dingen unterstützen, die ihnen schwer fallen. Einer alleine kommt eben schnell an seine Grenzen und deshalb ist es gut, dass wir andere an unserer Seite haben. Dazu gibt es in der Bibel auch eine tolle Stelle:
"Zwei sind allemal besser dran, als einer allein. Wenn zwei zusammen arbeiten, bringen sie es eher zu etwas. Wenn zwei unterwegs sind und hinfallen, dann helfen sie einander wieder auf die Beine!" Prediger 4,9+10
Kann es vielleicht sein, dass dieses krasse Autonomiestreben uns auch im Weg in der Beziehung zu Gott steht? Weil wir glauben, unser Leben alleine und ohne eine Abhängigkeit und Hilfe zu Gott leben zu können? Oder dass wir denken, Glaube wäre nur etwas für Kranke, Schwache oder Alte, die eben hilfsbedürftig sind und eine "Krücke" im Leben brauchen? Das, was wir jedoch fälschlicherweise als Schwäche verstehen, ist für Gott eigentlich Stärke, weil für ihn alles damit anfängt, dass wir uns eingestehen, dass wir ihn für unser Leben brauchen. Deshalb sagt Jesus auch einmal in seiner Bergpredigt:
»Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn ihnen gehört sein himmlisches Reich." Matthäus 5,3
Damit meint Jesus Menschen, die sich eingestehen, dass ihre Klugheit und ihr Wissen nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Es geht darum, abhängig von dem zu werden, der uns geschaffen hat und der unser Leben und alles was unser Leben angeht, in seiner Hand hält! In diesem Zugeben der "Schwäche" wirkt er mit seiner Stärke!
Wie geht es dir mit diesem Thema? Fällt es dir leicht, deine Schwäche zuzugeben und Hilfe in Anspruch zu nehmen? Oder geht es dir ähnlich wie mir?
Ich wünsche dir einen neuen Blick auf das Thema "Hilfsbedürftigkeit". Das du andere als Ergänzung und du damit Hilfe erlebst und das du dich in eine positive Abhängigkeit zu Gott begibst!
Deine Danny
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