Selten im Jahr gibt es so viele Möglichkeiten anderen Gutes zu tun, wie zur Weihnachtszeit. Ich finde das auch grundsätzlich gut, damit wir uns bewusst machen, dass es an Weihnachten nicht nur um uns geht und das es viele Menschen um uns herum gibt, denen es nicht so gut geht wie uns. Das deckt sich auch sehr mit dem, was sich Jesus von uns wünscht und was er uns vorgelebt hat. Er ist gekommen, um Menschen zu dienen und nicht um bedient zu werden. An einer Stelle im Matthäusevangelium wird erwähnt, wie Jesus all die Dinge wertschätzt, die wir für andere getan haben, und er sagt sogar, dass alles, was wir für andere tun, wir gleichzeitig für ihn tun, und das dies ein Merkmal eines Christen ist.
Matthäus 25,35-40
35 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. 36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. 37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? 39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Wir tun keine guten Dinge, um in den Himmel zu kommen. Aber wir tun sie, weil Jesus uns selbst viel Gutes getan hat und weil er es uns vorgelebt hat und es sich von uns wünscht. Ein Glaube ohne Werke, heißt es einmal in der Bibel, ist tot.
Aber Jesus hat genauso auch für sich gesorgt. Wenn er müde war, zog er sich zurück und er nahm sich immer wieder Zeit, um mit seinem Vater alleine zu sein und zu beten, um neue Kraft für seine nächsten Aufgaben zu bekommen. Und Gott hat bei der Schöpfung daran gedacht, einen Ruhetag festzulegen, weil er wusste, dass wir immer wieder Pausen und Ruhezeiten brauchen. Der Ruhetag war sogar das erste, was der Mensch nach seiner Erschaffung erlebte. Nicht zuerst Arbeit.
In der Bibel steht, in Galater 5,14
Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!
Ich kann nur dann für jemand anderen da sein, wenn mein eigener Tank voll ist! Ich kann nur dann dem anderen mit Liebe begegnen, wenn ich mich selbst liebe und gut für mich sorge.
Ein gutes Beispiel bietet uns das Fliegen. Dort wird am Anfang eines Fluges gesagt, dass im Falle einer Notsituation, man zuerst selbst die Sauerstoffmaske anlegen solle, um dann im nächsten Schritt jemand anderen mit Sauerstoff versorgen zu können.
Für mich ist es ein hoher Wert, für andere Menschen da zu sein und gerade jetzt, in dieser Zeit, wird in mir der Wunsch, anderen etwas Gutes tun zu wollen, stärker.
Doch ich merke auch, dass ich schnell an meine Grenzen stoße und mich die ganze Not, die ich sehe und die Menschen, um die ich mich kümmern könnte, schnell überfordern und ich oft gar nicht so richtig weiß, wo ich anfangen, bzw. aufhören soll.
Zum anderen spüre ich jetzt gerade, in dieser Adventszeit, einen großen Wunsch nach Stille und Rückzug und danach eine schöne und ruhige Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Durch den Job meines Mannes, in den wir als ganze Familie involviert sind, haben wir das ganze Jahr viel mit Menschen zu tun und zum Ende des Jahres bemerke ich eine gewisse Müdigkeit in mir und das Bedürfnis, nicht so viel Trubel um mich herum zu haben. In meiner Seele entsteht dann ein großer Zwiespalt zwischen meinen eigenen Bedürfnissen und dem Wert für andere da zu sein.
Pünktlich zur Weihnachtszeit beginnt dieser Konflikt in mir.
Mit diesem Thema bin ich wahrscheinlich auch lange noch nicht durch, aber ich versuche mehr und mehr, beide Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Ich möchte mich nicht stressen und unter Druck setzen lassen, wenn das Bedürfnis bei mir entsteht, für andere da zu sein zu wollen. Ich versuche darauf zu achten, wie es mir selber gerade geht und wie voll, bzw. leer mein eigener Tank gerade ist. Und ich bitte Jesus um Weisheit, mir zu zeigen, wie ich mit meinem Kraftkontingent und meinen Bedürfnissen, noch gut für andere da sein kann. Und dann bitte ich ihn, mir konkrete Menschen zu zeigen, denen ich helfen soll und fang nicht einfach an, selbst aktiv zu werden. Letztlich sollte sich mein, für andere da sein, nicht nur auf die Weihnachtszeit beschränken, weil wir dort alle rührselig und sentimental werden und denken, helfen zu müssen. Ich wünsche mir, dass es eine ganzjährige Grundeinstellung wird und es einfach eine logische Konsequenz aus meiner Beziehung zu Jesus ist, für andere da zu sein.
So entzerrt sich das Ganze, weil sich das Helfen und für andere da sein, nicht nur auf eine bestimmte Zeit reduziert.
Schwierig ist für mich, meine von mir empfundene Vorbildfunktion als Pastorenehepaar und das Denken, gerade wir müssten mit gutem Beispiel voran gehen, damit andere nachziehen. Auch das setzt mich zusätzlich sehr unter Druck. Neulich gab mir jemand etwas Gutes mit auf den Weg. Als ich einer Person meine Gedanken und Gefühle diesbezüglich mitteilte, sagte diese zu mir:
Meinen Sie nicht, dass sie den Menschen in ihrer Gemeinde auch ein gutes Vorbild sind, wenn sie gut für sich und Ihre Gesundheit sorgen und Sie ihnen ein gesundes Verhältnis zwischen Selbstfürsorge und dem Wunsch für andere da zu sein, vorleben?
Der Gedanke war erst einmal etwas fremd für mich, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto besser gefiel er mir.
Und es passt ja auch zu dem, was Jesus selbst uns vorlebte:
Einen Wechsel aus Rückzug und Ruhe und dem Für andere da sein.
Jesus sagt einmal in Matthäus 11,30
Das Joch, das ich euch auflege, ist leicht, und was ich von euch verlange, ist nicht schwer zu erfüllen.
Er möchte nicht, dass wir uns kaputt arbeiten, sondern das wir die Dinge tun, die er sich für uns ausgedacht hat und diese sind in der Regel nicht so schwer und anstrengend, dass sie über unsere Kraft hinaus gehen. Und wenn es so ist, ist es meist ein Zeichen dafür, dass wir uns selbst schwere Lasten aufgelegt haben. Das ist mir in der Zeit meiner Erschöpfungsdepression ganz neu bewusst geworden und deshalb versuche ich die Dinge anhand der Schwere, die sie auf mich ausüben, zu überprüfen (was natürlich nicht bedeutet, dass Dinge nicht trotzdem auch Mal beschwerlich sein können oder man nur noch Dinge tut, die einem leicht fallen. Aber es kommt auf das richtige Verhältnis an).
In diesem Sinne wünsche ich dir und mir, dass wir generell, aber auch gerade jetzt, in der Weihnachtszeit eine gute Balance zwischen Selbstfürsorge und der Sorge um andere finden!
Deine Danny
P.S.: Ist dieses Thema ein Thema für dich oder schaffst du es gut, für dich und deine Bedürfnisse zu sorgen?
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