Ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Freundin, über Rituale im Alltag und was an ihnen gut, aber was auch ein Hindernis sein kann. In meiner Erzieherausbildung haben wir gelernt, dass Kinder Rituale, also immer gleichbleibende, wiederkehrende Situationen, lieben und auch brauchen. Sie geben ihnen Sicherheit, Halt, Struktur und Ordnung. Vielleicht kennst du Situationen, wo du als Kind, die immer gleiche Geschichte immer und immer wieder hören wolltest. Oder du erinnerst dich an bestimmte Rituale, die du zu Hause erlebt hast, an Weihnachten, zu Ostern, zum Geburtstag und die jetzt noch, wenn du daran denkst, in dir bestimmte Gefühle und Erinnerungen wecken. Vielleicht sind es auch bestimmte Lebensmittel und Gerüche, die es nur bei dir Zuhause gab und auch nur zu bestimmten Zeiten. Ich kenne das auch. Und wenn ich an diese Dinge denke, kommt bei mir sofort ein wohliges Zuhause - Gefühl auf.
Aus diesem Grund habe ich für unsere Kinder von Anfang an bestimmte Rituale eingeführt. Die Gute - Nacht Geschichte am Abend, das Sandmännchen, gewisse Gebete zu den Mahlzeiten, Schlaflieder, Rituale für ihre Geburtstage und für unsere Weihnachtsfeste. Und ich finde das auch echt gut und wichtig. Doch manchmal habe ich gemerkt, wie uns diese festen Rituale hindern und einschränken. Waren wir z.B. irgendwo eingeladen und es dauerte etwas länger und es drohte, die abendliche Fernsehsendung kaputt zu machen, sank die Stimmung ganz schön in den Keller. Das der Abend mal anders lief, darauf konnten sich unsere Kinder dann schlecht einlassen. Oder wenn Tage und Situationen generell anders verliefen und dementsprechend kreative, alternative Ideen erforderten, waren unsere Kinder nicht wirklich flexibel, sich auch auf anderes einzulassen. So können uns Rituale nützen, aber auch hindern. Wahrscheinlich braucht es da eine gute Balance zwischen Regelmäßigkeit und Flexibilität und ein gutes Gespür, wann was davon gefragt ist.
Die Tage habe ich die Erfahrung gemacht, was man verpassen kann, wenn man bestimmte Rituale nicht hat. Da wir in einer freien Gemeinde sind, gestalten wir viele Dinge auch sehr frei und halten uns nicht so sehr an feste Abläufe des Kirchenjahres. Und grundsätzlich liebe ich auch diese Freiheit. Dieses Jahr an Weihnachten hatte ich meine Deko aus organisatorischen Gründen früher weggeräumt und dabei übersehen, dass ja noch gar nicht der 6. Januar, also der Dreikönigstag war. In unserer Gemeinde gibt es zu diesem Tag auch keine festen Rituale. Ich kam dann aber mit jemandem ins Gespräch, der mir sagte, dass bei ihnen gerade erst die drei Könige an der Krippe angekommen waren, während ich schon mit Weihnachten durch war. Darüber musste ich dann nachdenken und habe mich gefragt, was dieser Tag, beziehungsweise dieses Ereignis für mich eigentlich für eine Bedeutung hat. Also schnappte ich mir meine Bibel und las die Geschichte noch einmal intensiv nach und machte mir dazu ein paar Gedanken. Falls du das auch Mal machen möchtest, sie steht im Matthäusevangelium Kapitel ab Vers 1.
Beim lesen ist mir zum einen aufgefallen, dass ich ein paar Dinge über diese Geschichte im Kopf hatte, die gar nicht in der Bibel standen. Zum Beispiel sagt die Bibel, dass es sich nicht um Könige, sondern um Sterndeuter handelte und das es nicht klar ist, wie viele es eigentlich waren. Wir vermuten, dass es drei gewesen sein mussten, weil sie drei Geschenke, Gold, Weihrauch und Myrre brachten. So kamen sie auch an ihre Namen: Kasper, Melchior und Balthasar.
Soweit zu den Mythen, rund um die Sterndeuter. Was mich sehr begeistert und neu fasziniert hat war die Tatsache, dass Gott diesen Männern in ihrer Lebenswelt, der Astrologie, begegnet ist und sie durch einen besonderen Stern auf sich aufmerksam gemacht hat. Ihnen fiel an diesem besonderen Stern auf, dass es irgendwo einen neugeborenen König geben muss. Zu dem wollten sie, um ihm die Ehre zu erweisen. Als der zu der Zeit, in Israel, herrschende König Herodes davon erfuhr, befahl er den Sterndeutern sofort zu diesem Kind hinzugehen und ihm von dessen Standort zu berichten. Angeblich wollte Herodes dem neugeborenen König die Ehre erweisen, doch eigentlich hatte er vor, das Kind zu töten, weil er seinen Stand als König in Gefahr sah. Ein Engel begegnete den Männern im Traum und befahl ihnen, nicht zu Herodes zurückzukehren sondern woanders hin zu gehen, was sie dann auch taten. Somit wurden sie zum Lebensretter von Jesus und haben so einen sehr wichtigen Part innerhalb der biblischen Weihnachtsgeschichte.
Wir können aus dieser Geschichte lernen, das Gott sich auf ganz individuelle Art und Weise uns Menschen zeigt und er uns in unserer jeweiligen Lebenssituation begegnet: Den Sterndeutern durch den aufgehenden Stern, dann durch einen Traum. Uns vielleicht durch Worte der Bibel, durch andere Menschen, durch die Natur oder auch durch einen Traum.
Mich hat das wirklich begeistert und mir diese Geschichte ganz neu nah gebracht.
Und ich habe beschlossen, sie ab jetzt in unsere Weihnachtsrituale mit einzubeziehen, weil es wirklich sinn- und wertvoll ist.
Die Bibel und im besonderen das Alte Testament, ist ebenfalls voll von Ritualen und Festen, die auf bestimmte Arten und Weisen gefeiert werden sollten. Damit diese Rituale und Feste nicht verloren gingen, sollten sie an die nächste Generation weitergegeben werden. Dabei ging es aber nicht einfach um die Rituale an sich, sondern um deren Inhalt. Es handelte sich dabei um Wunder und Erlebnisse, die Menschen mit Gott gemacht hatten. Die Rituale waren wichtig, damit Gott und sein Handeln an den Menschen nicht vergessen wurde.
Wir vergessen einfach sehr oft. Rituale können uns im Alltag helfen, wichtige Dinge zu behalten.
Wie sieht es bei dir aus? Welche Rituale haben sich für dich als gut und hilfreich erwiesen? Welche hast du eher als Hindernis erlebt und welche möchtest du vielleicht neu etablieren?
Lass uns doch gerne an deinen Erfahrungen teilhaben und teile sie in der Kommentarspalte!
In diesem Sinne wünsche ich dir und mir wundervolle Momente mit hilfreichen Ritualen und das wir Rituale, die eher Wahnsinns- Momente auslösen, anders füllen können!
Deine Danny
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