Rettersyndrom

Ich bin ein Mensch, der die Sorgen anderer Menschen schnell in sein Herz lässt und diese dann mit sich trägt. In der Zeit meiner Erschöpfungsdepression ist das noch einmal intensiver geworden und ich habe es manchmal kaum ausgehalten, mit vielen Menschen zusammen zu sein, weil ich danach die ganze Last, die ich hörte oder manchmal auch nur spürte, auf mich nahm. Ganz krass wurde es dann, wenn die Situation des anderen indirekt mit mir zu tun hatte. Vor allem wenn jemand Probleme mit unserer Gemeinde hatte und ich sofort das Gefühl bekam, dass das auch etwas mit mir, bzw. uns als Pastorenpaar zu tun haben könnte oder ich befürchten musste, dass diese Person vielleicht sogar die Gemeinde verlassen könnte. Ich entwickelte eine ungesunde Überverantwortlichkeit und nahm das Problem der Person auf meine Schultern und versuchte es zu tragen, bzw. am besten noch selbst zu lösen. Natürlich habe ich schnell gemerkt, dass ich das gar nicht kann und das ich in der Gefahr stand, unter der Last zusammenzubrechen. Obwohl ich gläubig war und wusste, an wen ich mich wenden konnte, schleppte ich die Last des anderen immer wieder selbst.

In der Reha sagte ein Therapeut zu mir:

Sie wissen doch, wer die Menschen retten kann, oder? Sie sind es definitiv nicht!

Autsch, das hatte gesessen! Ja, ich wusste, dass Jesus der Retter der Menschen war und das er für alle Last und Schuld ans Kreuz gegangen ist und das er sie für uns tragen möchte. Zumindest vom Kopf her war es mir klar. Aber wahrscheinlich war es noch nicht genug in mein Herz gerutscht und ich versuchte immer wieder selbst den Retter der Menschen zu spielen.

Doch ich spürte immer mehr, wie sehr mich diese Rolle überforderte. Ich musste also aus dieser Position heraus. Aber etwas, was sich über so lange Zeit in einem gefestigt hat, geht natürlich nicht von heute auf morgen weg. Ich musste also Geduld haben. Aber Erkenntnis ist ja meist der erste Weg zur Besserung! Es hieß also jetzt, sich neues Verhalten anzutrainieren.

Immer wenn ich in der Gefahr stand, die Lasten eines anderen tragen zu wollen, redete ich mit Jesus und sagte ihm:

Jesus, ich bin wieder in der Gefahr, deine Rolle zu übernehmen und Retter zu spielen. Bitte hilf mir, diese Sorge jetzt, wie es in deinem Wort steht, auf dich zu werfen (1.Petrus 5,7) und sie dann auch bei dir zu lassen! Ich möchte immer mehr verstehen, dass die Last, die du mir auflegst, leicht ist und mich nicht erdrückt!

Dieses Gebet muss ich manches mal sehr oft beten, bis dessen Inhalt wirklich in meinem Herzen angekommen ist! 

Manchmal hilft es mir auch, mit jemandem, dem ich vertraue, über das zu sprechen, was ich gerade an fremder Last mit mir rumtrage. So gelingt es, diese Last ein wenig loszuwerden und mit dieser Person dafür zu beten.

Ich bin also auf dem Weg. Zwar holt mich das alte Muster immer wieder ein, aber es ist gut, dass ich dann weiß, zu wem ich gehen kann und was mir hilft!

Wie geht es dir mit diesem Thema? Ist es überhaupt ein Thema für dich oder kannst du dich gut von Problemen anderer abgrenzen und es dir nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen? Wenn das so ist, gratuliere ich dir und freue mich für dich! Falls es dir ähnlich geht wie mir, hoffe ich, dass dir meine Gedanken etwas geholfen haben. Ich ermutige dich, dich diesem Thema zu stellen. Und ich wünsche dir, dass du den eigentlichen Retter, Jesus, kennenlernst, falls du ihn noch nicht in deinem Leben hast. Er ist es, bei dem du deine Lasten ablegen kannst und dadurch Ruhe und Entlastung erfährst!

Matthäus 11,28-30:

Jesus sagt: Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir, denn ich gehe behutsam mit euch um und sehe auf niemanden herab. Wenn ihr das tut, dann findet ihr Ruhe für euer Leben. Das Joch, das ich euch auflege, ist leicht, und was ich von euch verlange, ist nicht schwer zu erfüllen.

Du kannst mich auch gerne über den Kontaktbutton anschreiben oder einen Kommentar da lassen!

Deine Danny

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Kommentare: 2
  • #1

    Harriet Arts (Donnerstag, 01 Februar 2024 17:05)

    Hallo Daniela,
    Danke fürs Teilen von Herzensanliegen!

    Hast du "Lastenträger" von Christa Lüling von Team-F (schon) gelesen?
    Das Buch hat mir vor Jahren viel geholfen.
    Die Not des anderen die ich sehe oder spüre, im Gebet bei Gott bringen; Christa meint, dass das der Sinn der Sache ist.

    Du bist wie einen Kanal wodurch die Sorgen des anderen in Fürbitte zu Gott gebracht werden können.
    Es soll nicht zusätzlich für dich Not/Sorgen werden; also nicht bei dir "stecken" bleiben.

    Nachdem es 'abgegeben' ist, bleibe entspannt offen dafür eventuell Weisheit von Oben zu empfangen bzw. Ermutigende Worte oder Anweisungen zu bekommen was ggf für diesen Menschen getan werden kann.

    Wenn es von Gott kommt ist auch die Kraft present es tun zu können!

    Ich hoffe ich habe mich einigermaße verständlich ausgedrückt �
    LG ~~~ Harriet

  • #2

    Danny (Donnerstag, 01 Februar 2024 17:19)

    Danke für deine Rückmeldung!
    Das Buch habe ich tatsächlich auch gelesen ( und es steht jetzt in der Leihbücherei �) und es hat mir gut gefallen und mich vieles besser verstehen lassen.