
Eigentlich würde ich mich als einen Menschen bezeichnen, der anderen sehr offen gegenübertritt und Verschiedenheiten oder Andersartigkeiten gut stehen lassen kann, ohne direkt eine Bewertung vorzunehmen.
Doch die Tage wurde ich eines besseren belehrt:
Ich saß seit Stunden bei einer meiner Töchter am Krankenhausbett, hielt Händchen, tröstete und machte Mut. Mit ihr im Zimmer lag ein Mädchen, ungefähr im Alter meiner Tochter. Die ganzen Stunden, in denen ich dort war, bekam dieses Mädchen keinen Besuch. Noch dazu bekam ich mit, wie eine Krankenschwester das Mädchen fragte, ob denn heute noch ihre Mutter käme, da sie auch dringend noch etwas von ihr brauchten. Das Mädchen antwortete darauf, dass ihre Mutter sich noch nicht gemeldet habe und sie auch nicht wüsste, ob sie noch käme.
Und schon ging bei mir ein inneres Gedanken Karussell los: Welche Mutter lässt ihr Kind denn so lange alleine, wenn es in Not ist? Und warum bringt sie die wichtigen Dinge nicht, die das Kind braucht? Ja, das Kind ist nicht mehr klein, aber es braucht seine Mama doch trotzdem noch!
Also so etwas würde ich nicht machen!
Und da war es passiert: Ich hatte angefangen, mir eine Meinung über jemanden zu bilden, ohne ihn jemals gesehen zu haben oder die Umstände zu kennen! Und das, obwohl ich mich doch für einen verständnisvollen Menschen halte!
In diesem Moment kamen mir dann auch direkt Situationen in den Kopf, in denen ich mich in meiner Mama-Rolle alles andere als mit Ruhm bekleckert hatte und ich weit hinter meinen Vorstellungen zurück geblieben war.
Die Bibel mahnt uns sehr deutlich, nicht über Menschen zu urteilen, weil wir gar nicht dazu in der Lage sind, eine Situation so komplex und vollumfassend zu betrachten, dass wir ein treffendes Urteil fällen könnten. Der Einzige der dies kann, ist Gott selbst und deshalb ist er auch derjenige, der uns bewerten kann und soll.
Er macht uns zudem auch auf die Konsequenz deutlich, die es mit sich bringt, wenn wir über andere urteilen:
Denn euer Urteil wird auf euch zurückfallen, und ihr werdet mit demselben Maß gemessen werden, das ihr bei anderen anlegt.
Matthäus 7,2
Da sollten wir doch lieber das Maß an andere eher klein halten, oder?
Ein weiteres Problem bei der Bewertung von anderen ist, dass wir ganz schnell die Schwächen und Fehler der anderen sehen und dabei unsere eigenen, blinden Flecken, nicht sehen:
Scheinheilig bist du!
Zieh doch erst den Balken aus deinem eigenen Auge,
dann kannst du dich um den Splitter in einem anderen Auge kümmern!
Matthäus 7,5
Als ich am Abend aus dem Krankenhaus zurückkam, erzählte ich meinem Mann von der Rabenmutter. Woraufhin mein Mann meinte: Wieso? Die Frau war heute Vormittag da, als ich auch da war.
Autsch. Wie peinlich! Ich wollte am liebsten im Erdboden versinken und habe mich sehr geschämt!
Und ich habe mir vorgenommen, mich in Zukunft mit meinen Bewertungen zurückzuhalten.
Da wir Menschen sind und bleiben, wird es immer wieder solche Situationen geben, aber ich hoffe, dass ich mich dann an diese negative Erfahrung erinnere und ich mir von Gott helfen lasse, beim nächsten Mal anders zu reagieren!
In der Bibel steht, dass der Geist des Menschen stark, aber das Fleisch schwach ist. Aber gleichzeitig steht dort auch, dass Gott in uns das Wollen und das Vollbringen bewirkt.
Also, ist Hopfen und Malz noch nicht verloren und wir können mit Gottes Hilfe aus unseren Fehlern lernen und es beim nächsten Mal besser machen!
Bist du dabei?
Menschen nicht zu bewerten wird unsere Beziehungen und Begegnungen mit anderen, offener und freier machen!
Deine Danny
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